Sonntag, 5. April 2015

Gewissensfreiheit in Gefahr (3)

Der falsche Ruhetag


Jahrhunderte lang ehrten die Christen Gott, in dem sie in Übereinstimmung mit der Bibel am siebten Tag der Woche ruhten. Sie standen damit allerdings im Gegensatz zum römischen Staat, in dem am ersten Wochentag die Sonne verehrt wurde. Kaiser Konstantin versuchte diesen Konflikt zu entschärfen, indem er den Christen mehr Freiheit gewährte und sich noch kurz vor seinem Tod taufen ließ. Um die Frage des Ruhetags zu regeln, bestimmte er im Jahr 321 in einem Gesetz den Sonntag zum offiziellen Ruhetag für alle Bürger.


Mit den Bewegungen, die sich in den Vereinigten Staaten dafür einsetzen,  dass die Einrichtungen und Gebräuche der Kirchen vom Staat unterstützt werden, folgen die Protestanten den Spuren des Papsttums. Ja noch mehr: Sie öffnen dem Papsttum die Tore, sodass es im protestantischen Amerika wieder jene Vorherrschaft erlangt, die es in der Alten Welt verloren hat.

Was dieser Bewegung noch größere Bedeutung verleiht, ist die Tatsache, dass das ihr zugrunde liegende Ziel die Durchsetzung der Sonntagsfeier ist. Diese Gepflogenheit hat ihren Ursprung in Rom und es betrachtet sie als Zeichen seiner Autorität. Das ist der Geist des Papsttums, ein Geist, der die Fügsamkeit gegenüber weltlichen Gewohnheiten und die Verehrung menschlicher Überlieferungen über die Gebote Gottes stellt.


Dieser Geist beginnt die protestantischen Kirchen zu durchdringen und führt sie dazu, den Sonntag genauso zu erheben, wie es das Papsttum vor ihnen tat. Wenn man die Kräfte verstehen will, die sich in der kommenden Auseinandersetzung zeigen werden, muss man nur auf die Wege und Mittel achten, die Rom für dasselbe Ziel in der Vergangenheit benutzt hat.
Will man wissen, wie Katholiken und Protestanten vereint mit jenen umgehen werden, die ihre Glaubenssätze ablehnen, erinnere man sich, mit welchem Geist Rom gegen den Sabbat und dessen Verteidiger vorging.

Kaiserliche Erlasse, allgemeine Konzilien und Kirchenverordnungen, die von weltlichen Mächten unterstützt wurden, bildeten die Stufen, auf denen dieser heidnische Festtag zu seiner Ehrenstellung in der christlichen Welt gelangte. Die erste Maßnahme zur Durchsetzung der Sonntagsfeier war der Erlass Kaiser Konstantins im Jahre 321 n. Chr.



Dieser Erlass forderte die Stadtbevölkerung auf, am *ehrwürdigen Tag der Sonne* zu ruhen, erlaubte aber den Landwirten ihre bäuerlichen Arbeiten. Obwohl dieser Erlass eigentlich eine heidnische Verordnung war, wurde er von Konstantin nach seinem formellen Übertritt zum Christentum durchgesetzt. Da sich die kaiserliche Anordnung nicht als ausreichend erwies, ein göttliches Gebot zu ersetzen, stellte Bischof Eusebius, ein besonderer Freund und Schmeichler Konstantins, die Behauptung auf, dass Christus den Sabbat auf den Sonntag verlegt habe. Es wurde für diese Behauptung keine einzige Belegstelle aus der Heiligen Schrift angeführt. Eusebius selbst anerkannte unbeabsichtigt, dass seine These falsch ist, und wies mit folgenden Worten auf den wirklichen Urheber der Veränderung hin:

"Alles, was man am Sabbat zu tun verpflichtet war, haben wir auf den Tag des Herrn übertragen." (CSL, 538; CGS, 366)

Wie unbegründet dieses Argument auch war, es ermutigte die Menschen, den Sabbat des Herrn mit Füßen zu treten. Alle, die die Ehre der Welt suchten, nahmen diese volkstümliche Feier an.
Als das Papsttum fest gegründet war, wurde der Sonntag weiter erhöht. Eine Zeit lang arbeitete man noch sonntags in der Landwirtschaft, wenn man keinen Gottesdienst besuchte. Der siebte Tag wurde weiterhin als Sabbat betrachtet. Allmählich kam es jedoch zu einer Veränderung. Trägern kirchlicher Ämter war es untersagt, an Sonntagen zivilrechtliche Urteile zu fällen. Bald darauf erging ein Verbot für jedermann, gleich welchen Standes, sonntags allgemeiner Arbeit nachzugehen, und zwar bei Geldstrafe für Freie und Rutenschlägen für Unfreie. Später wurde angeordnet, Reiche mit dem Verlust der Hälfte ihres Vermögens zu bestrafen oder, wenn sie weiterhin widerspenstig waren, zu Sklaven zu machen. Niedrigeren Klassen drohte eine lebenslängliche Verbannung.


Sonntagsheiligung und Verfolgungen

In Schottland wie in England wurde eine größere Beachtung für den Sonntag dadurch erreicht, dass man einen Teil des alten Sabbats auf ihn übertrug. Aber die Zeit der Heilighaltung war unterschiedlich. Nach einem Erlass des Königs von Schottland sollte der Samstag von zwölf Uhr mittags an heilig geachtet werden, und niemand sollte sich von dieser Stunde an bis Montag früh an weltlichen Geschäften beteiligen (MD, 290/291).

Ungeachtet aller Bemühungen, die Sonntagsheiligung einzurichten, bekannten die Anhänger des Papsttums selbst, dass der Sabbat göttlichen, der Sonntag, der ihn ersetzte, aber menschlichen Ursprungs wäre. Im 16. Jahrhundert erklärte ein päpstliches Konzil eindeutig:

"Alle Christen sollten bedenken, dass der siebente Tag von Gott geheiligt und nicht nur von den Juden angenommen und beachtet wurde, sondern auch von allen andern, die vorgaben, Gott zu verehren, obwohl wir Christen ihren Sabbat in den Tag des Herrn umgewandelt haben." (MD, 281/282)

Jene, die sich erdreisteten, Hand an das göttliche Gesetz zu legen, waren sich des Charakters ihres Werkes wohl bewusst. Sie erhoben sich absichtlich über Gott.
Die lange und blutige Verfolgung der Waldenser, von denen einige Sabbathalter waren, veranschaulicht auf markante Weise, wie Rom mit Menschen verfuhr, die seine Lehren nicht annahmen.


Andere litten auf ähnliche Weise wegen ihrer Treue zum vierten Gebot. Die Geschichte der Christen in Äthiopien und Abessinien ist besonders bedeutsam. Während der dunklen Zeit des europäischen Mittelalters wurden die Christen in Zentralafrika von der Welt vergessen und konnten während vieler Jahrhunderte ihren Glauben frei ausüben.

Schließlich aber erfuhr Rom von ihrer Existenz, und der Kaiser von Abessinien wurde bald getäuscht, um den Papst als Stellvertreter Christi anzuerkennen. Andere Zugeständnisse folgten. Es wurde ein Erlass veröffentlicht, der die Sabbatfeier unter Androhung härtester Strafen verbot (siehe GCHE, 311/312).

Doch die päpstliche Schreckensherrschaft wurde bald ein so erdrückendes Joch, dass die Abessinier beschlossen, es zu zerbrechen. Nach einem schrecklichen Kampf wurden die päpstlichen Truppen aus dem Land geworfen und der alte Glaube wiederhergestellt. Die Gemeinden freuten sich über ihre Freiheit, vergaßen nie die Lehre, die ihnen der Betrug, der Fanatismus und die despotische Macht Roms erteilt hatten. Innerhalb ihrer abgeschiedenen Grenzen waren sie glücklich, vom Rest der Christenheit unerkannt zu bleiben.

Die Kirchen Afrikas hielten den Sabbat, wie er auch von der Kirche Roms vor ihrem vollständigen Abfall gehalten worden war. Die beobachteten den siebten Tag nach dem Gebot Gottes, arbeiteten aber in Übereinstimmung mit dem Brauch der Kirche auch an Sonntagen nicht. Als Rom auf der Höhe seiner Macht angelangt war, verwarf es den Sabbat Gottes, um seinen eigenen Feiertag zu ehren. Doch die Gemeinden in Afrika, die fast tausend Jahre lang im Verborgenen blieben, nahmen an diesem Abfall nicht teil. Als sie unter die Herrschaft Roms kamen, wurden sie gezwungen, den wahren Sabbat aufzugeben und den falschen zu ehren. Doch sobald sie ihre Unabhängigkeit zurückerhielten, gehorchten sie wiederum dem vierten Gebot.

Diese Berichte aus der Vergangenheit enthüllen deutlich die Feindschaft Roms gegen den wahren Sabbat und dessen Verteidiger und die Mittel, diese anwandte, um ihrer eigenen Institution die Ehre zu geben. Das Wort Gottes lehrt uns, dass sich diese Geschehnisse wiederholen werden, wenn sich Katholiken und Protestanten vereinen und den Sonntag als Feiertag durchsetzen.

Auszug aus dem Buch *Vom Schatten zum Licht*, von Ellen G. White. Aus den Seiten 524 & 527


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